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18. ALOYSIUS, der Kaufhaus-Geist
Auf alten Schlössern spukt zumeist um Mitternacht ein böser Geist, meist ohne Kopf und – wohlbekannt - mit Rassel-Kett´ an Fuß und Hand. So stellt man sich ganz allgemein den Schlossgeist vor, ein Typ zum Schrei´n, doch gar so schlimm sind viele nicht und zum Beweis gibt´s dies Gedicht. So ist der Geist mit Hackebeil ein ur-ur-altes Vorurteil und außerdem zieh´n Geisterlein nicht nur in alten Burgen ein. Ein Geist entsteht zumeist auch nicht aus einer Grusel-Mord-Geschicht´, viel öfter stellt ein Geist fürwahr die Seele eines Ortes dar. So flitzt in einem alten Haus manch´ Geist herum als kleine Maus, ein and´rer thront im Schneidersitz hoch oben auf der Kirchturm-Spitz´. In alten Mauern fühl´n sie sich besonders wohl und niemals nich´ zieht so ein Geist von einem Ort, den er gewählt, dann später fort. So kann es sein, nach vielen Jahr´n, dass welche durch Gebäude fahr´n, die frisch erbaut auf Mauern steh´n, durch welche lang schon Geister geh´n. Ein solcher Fall ist – ohne Stuss – der Laden-Geist ALOYSIUS, vor 100 Jahr´n zog sein Gebein im “Lädchen an der Ecke” ein. Jahrzehntelang hat “LOYSI” nun voll Stolz getan, was Geister tun, mal helfen hier, mal ärgern dort, doch plötzlich war das Lädchen fort. Die Oma dort im Lädchen war schon sehr, sehr alt und sonderbar, doch niemals war sie ganz allein denn so ein Geist kann prima sein. Ein Wächter, der auf Finger haut wenn jemand heimlich Bonbons klaut und immer dann mal “geistern” tut, wenn man ihn braucht, der ist schon gut. Doch irgendwann, da ging´s nicht mehr, die Zeit war hart, der Laden leer und Mütterchen sah endlich ein, es fällt zwar schwer, doch muss es sein. Geschlossen erst und dann verkauft, - der Geist hätt´ sich das Haar gerauft wenn er was hätt´, mit dem das ging, doch es ging nicht, weil dort nichts hing. Ein Kaufhaus schoss an gleicher Stell zum Himmel hoch und ziemlich schnell fand unser Geist ALOYSIUS, dass auch ein Geist sich ändern muss. Der ganze Bau war riesig groß und Omas kleines Grundstück bloß ein kleiner Teil des Areals im Erdgeschoss des Kaufhaus-Saals. Vom ersten Tag des Baubeginns ging sehr viel schief und wenn ich grins´ dann liegt´s daran, dass so´n Gespenst recht nerven kann, wenn du´s nicht kennst. Die Jungs vom Bau, die merkten schon nach kurzer Zeit, der Stundenlohn für diesen Bau war zu gering bei dem, was hier so vor sich ging. Manch´ Butterbrot war angekaut, der Kaffee kalt und auf der Haut hat jeder mal, schön eisgekühlt, `ne unsichtbare Hand gefühlt. ...... |
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